ist der coolste Club der Welt, weil er sich dem Weihnachtsmann verschrieben hat
„FC Santa Claus hakee yhteistyökumppaneita. Ota yhteyttä!“
Was sich wie ein Faustschlag auf die Tastatur eines Laptops liest, ist finnisch. Der Satz steht auf der Homepage eines Fußballclubs. Er bedeutet: „Der FC Santa Claus sucht Sponsoren. Interessierte mögen sich bitte melden!“
Der Verein hat seine Heimat in der finnischen Stadt Rovaniemi, hoch im Norden Lapplands. Rovaniemi liegt unweit des Polarkreises. Hier geht die Sonne im Juni nicht unter. Im Winter ist es dafür bitterkalt und eisig. Bis zu minus 30 Grad zeigt das Thermometer an. Dann scheint die Sonne nur für wenige Stunden. Für die Einwohner beginnt ein langer Winterblues. Die Legende um den Weihnachtsmann, der mit seinen Elfen hier oben im Norden Finnlands leben soll, zaubert allerdings allen Generationen ein Lächeln ins Gesicht und hilft, den langen Winter durchzustehen. Seit 1993 sorgt der Fußballverein des Weihnachtsmanns für eine interessante Ablenkung: der FC Santa Claus.
Die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsmann-Clubs beinhaltet vielfältige Facetten. Die Vereinsgründer wollten in erster Linie die fußballerischen Kräfte in Rovaniemi bündeln. In der Stadt spielten längere Zeit zwei Clubs in der zweiten Liga. Lappi und Reipas schlossen sich zu einem neuen zusammen. Dafür suchten die Gründer nun einen Namen. Da schlug die große Stunde der kreativen Marketing-Experten. Besonders in der Vorweihnachtszeit kommen tausende Touristen in die Stadt am Polarkreis. Sie wollen dem Weihnachtsmann ganz nah sein. Auf diesen Zug sprangen die cleveren Fußballfunktionäre auf. Was liegt näher, als den neuen Club FC Santa Claus zu nennen?
Jetzt setzte sich die Marketing-Maschine in Gang. Auf dem Vereinslogo lächelt der Weihnachtsmann dem Betrachter entgegen. Merchandising-Artikel, vom T-Shirt bis zur Zipfelmütze, stehen bis heute im Internet-Store zum Kauf bereit. Santa Claus höchstpersönlich führte schon mal den Anstoß bei Ligaspielen aus. Im Tiefschnee spielte das Team gegen Touristen aus aller Welt in der Schneefußballschule. Presseteams aus ganz Europa berichten regelmäßig über den ungewöhnlichen Fußballclub aus Lappland, dem nördlichen Teil Finnlands. Aus Deutschland schauten sich beispielsweise Reporter der Zeitung „Die Welt“ und des Fernsehsenders „n-tv“ die Geschehnisse im hohen Norden Europas genauer an. Das bekannte Fußballmagazin „Four Four Two“ widmete dem Club einen ausführlichen Artikel.
Nur sportlich lief es zunächst nicht so wie gewünscht. Der Verein stieg nie in die zweite Liga auf, so wie seine Vorgängerclubs Lappi und Reipas. Vor einiger Zeit musste das Team sogar die dritte Liga verlassen. Über 10.000 Kilometer legten die Fußballer pro Saison im Bus zu den Auswärtsspielen zurück. In der Abstiegssaison verhagelten zum Teil deutliche Auswärtsniederlagen die Stimmung im Bus. Der 25. September 2016 gilt bis heute als negativer Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Die Mannschaft verlor in Kajaani 0:16. Auf der mehrstündigen Rückreise aus dem 350 Kilometer entfernten mittelfinnischen Städtchen nach Rovaniemi dürften wohl nur wenige Polonaisen stattgefunden haben.
Doch das wirklich Bemerkenswerte am FC Santa sind weder die sportlichen Erfolge noch die kreative Marketingstrategie. Vielmehr besticht der Verein durch das soziale Engagement seiner Verantwortlichen und Mitglieder. Jedes Jahr veranstalten Fußballbegeisterte ein Wohltätigkeitsturnier. Die Erlöse spenden sie an Hilfsorganisationen. Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf von Fanartikeln landet auf dem Konto des Kinderhilfswerks „Unicef“. Alles geschieht ganz im Sinne des Joulupukki, wie der Weihnachtsmann auf Finnisch heißt. Der Club ist selbst finanziell alles andere als auf Rosen gebettet. Trotzdem spenden die Funktionäre und Mitglieder einen bedeutsamen Teil ihre Erlöse an Bedürftige.
Die Verantwortlichen geben ihre sportlichen Ziele und ihr soziales Engagement nicht auf. Natürlich helfen dabei großzügige Zuwendungen von Spendern und Sponsoren. „Ota yhteyttä!“ – Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf! – erbitten die Verantwortlichen des Clubs im Internet. Vielleicht öffnet ja irgendwann einmal ein schwerreicher Fußballliebhaber Herz und Portemonnaie. Und dann fließen die Gelder statt nach Chelsea, Manchester oder Leipzig zum Club des Weihnachtsmanns. Das wäre doch mal ein schönes Weihnachtsmärchen.
Tipps:
• Ein älterer, aber sehr interessanter Artikel der Online-Ausgabe der „Welt“ beschäftigt sich mit dem Clubgeschehen:
www.welt.de/sport/fussball/article13782052/FC-Santa-Claus-ist-der-Klub-des-Weihnachtsmanns.html
• Der Verein präsentiert sich auch in englischer Sprache auf Facebook:
https://de-de.facebook.com/FCSantaClaus
Diese Geschichte ist dem Buch “Die coolsten Clubs der Welt” von Klaus-Hendrik Mester entnommen.