Laufen in Corona-Zeiten – was geht?
Detlef Kuhlmann blickt wehmütig zurück und vorsichtig optimistisch nach vorne:
Die Frühjahrs-Laufsaison hat begonnen. Deutschlands ältester Straßenlauf, der Paderborner Osterlauf, hat am Ostersamstag den Anfang gemacht. Am kommenden Wochenende folgt Deutschlands größter Halbmarathon in Berlin mit Start und Ziel am Brandenburger Tor. Noch in diesem Monat April stehen weitere große City-Marathonläufe wie z.B. in Hamburg und Hannover sowie in Leipzig und Bonn an. Unter dem einladenden Motto „Run up“ hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) das bundesweite Startsignal zum (Wieder-)Einstieg in das regelmäßige Laufen unter Anleitung in seinen angeschlossenen Vereinen und für die Lauftreffs überall im Land gegeben … Fitness gemeinsam laufend erleben!
Moment mal! Ist das wirklich wahr? Leider nein … die Anfangszeilen oben stammen zeithistorisch aus einer anderen Welt, der vorpandemischen Corona-Zeitrechnung. Schon im letzten Frühjahr, als in unserem Land im Zuge des ersten Lockdowns buchstäblich nichts mehr lief, fielen alle Läufe aus. In diesem Jahr ist die Pandemie immer noch da, aber die Laufsaison eine ganz andere geworden – denn: abgesehen davon, dass viele Läufe vom Frühjahr in den Herbst verlegt werden sollen, gibt es ein neues Format, für das sich „Virtual Running“ oder so ähnlich als Arbeitsbegriff zu etablieren scheint und auf das immer mehr Laufanbieter umschwenken.
Wie das geht? Ganz einfach: Ambitionierte Läuferinnen und Läufer melden sich beim Lauf-Veranstalter virtuell an, absolvieren dann in einem bestimmten Zeitfenster von mehreren Tagen irgendwo auf der Welt die vorgegebene Distanz real laufend, laden danach über eine Lauf-App oder eine Stoppuhr mit Tracking-Funktion das Ergebnis der gelaufenen Zeit virtuell hoch und erhalten hinterher sogar eine Medaille mit Startnummer, wenn zuvor das Premium-Paket gebucht und der entsprechende Betrag überwiesen wurde. Ob das Modell auch nach der Pandemie noch gefragt ist? Oder gar die bisherigen Läufe zukünftig mehr und mehr dadurch ersetzt werden und irgendwann ganz verschwinden? Wir können darüber heute nur spekulieren – denn:
Die Frühjahrs-Laufsaison 2021 hat begonnen – ja, tatsächlich können alle, die wollen, jetzt erst recht oder weiterhin auch ohne virtuellen Schnickschnack ganz solide solo im „Wettkampf mit sich selbst“ unter Wahrung der Abstands- und Hygieneregelungen überall im Land losrennen.
Der Frühling schreit schließlich nach Leben. Zum Leben gehört Bewegung. Rennen wir los – oder wie Olympiasieger Dieter Baumann neulich medial verkünden ließ: „Laufen geht immer!“
Nicht nur, aber auch im Frühling …
Der Text ist der DOSB-Presse 10/2021 mit freundlicher Genehmigung des DOSB entnommen.
Detlef Kuhlmann hat im Arete Verlag bislang die Bücher “Lit. Berlin Marathon“, “Querpässe zwischen Sport und Sportwissenschaft” sowie “100 Jahre Handball” herausgegeben.
Im Juni erscheint die von ihm herausgegebene Anthologie “… auf den letzten Metern. Momente des Zieleinlaufs” mit 50 Textauszügen von zahlreichen prominenten Autorinnen und Autoren sowie einem Vorwort von Katrin Müller-Hohenstein.